Startschuss für Schulprojekt

Frühgeborene müssen oftmals körperlich und geistig eingeschränkt durchs Leben gehen. Die konduktive Förderung nach Petö ebnet dennoch als ganzheitlicher Therapieansatz den Weg zu Selbstständigkeit. Wie erfolgreich, zeigt sich im Petö-Kindergarten „Sonnenschein“. Nun ist es auf Initiative der Eltern gelungen, ihren mittlerweile schulpflichtigen Kinder in eine normale Grundschule zu integrieren.

Wie unverkrampft und fröhlich die Begegnung zwischen behinderten und nicht behinderten Kindern sein kann, konnte man vergangene Woche am „Tag der Begegnung“ in der Grund- und Teilhauptschule Rohrdorf eindrucksvoll erleben. Ab September 2005 startet dort die bundesweit erste konduktiv therapeutische Integrationsklasse und ermöglicht somit sechs behinderten Kindern den Besuch einer Regelschule. Mit viel Freude und Zuversicht wagen die Initiatoren einen Modellversuch, der hoffentlich bundesweit Schule machen wird. „Die frühe Heranführung an Behinderung ist eine große Chance für eine tolerante Gesellschaft“ betonte die begeisterte Schirmherrin und Bundestagsabgeordnete Daniela Raab (CSU). An sie waren die Eltern im Frühjahr 2004 herangetreten, um politische Unterstützung zu bekommen. Denn wie sich herausstellte, gab es bis dato überhaupt keine gesetzliche Grundlage für eine Integrationsklasse. Dass diese Hürde so schnell genommen wurde, ist auch der entschlossenen Unterstützung der Gemeinde Rohrdorf und Bürgermeister Fritz Tischner zu verdanken. So gab die ehemalige Kultusministerin Monika Hohlmeier schließlich im Oktober 2004 grünes Licht für das Projekt. Die Verantwortlichen fanden sich schnell an einen Tisch ein. Insbesondere Schulamtdirektor Josef Beham, Schulleiter Wolfgang Zeller und Sonderschulrektor Josef Eberl arbeiten unermüdlich an der praktikablen Umsetzung: So stellt nun die Grund- und Hauptschule Rohrdorf einen Schul- sowie einen Bewegungsraum mit speziellen Petö-Therapiemöbeln. Eh schon behindertengerecht gebaut wird die Schule zudem noch in den Sommerferien einen direkten Zugang zum Pausenhof errichten. Organisatorisch wird die Klasse als Außenklasse des Privaten Förderzentrums Aschau geführt und der Unterricht damit durch die Katholische Jugendfürsorge finanziert. Ein Förderschullehrer und zwei Petö-Konduktoren werden die Klasse betreuen. Je nach individueller Entwicklung dürfen die Schüler später beispielsweise auch am Musikunterricht der Regelklassen teilnehmen. Gemeinsame Pausen, Ausflüge und Theaterprojekte mit nicht behinderten Schülern werden wichtige Erfahrungen ermöglichen. Auch die Nachschulbetreuung bis 15.00 Uhr ist gesichert, hier trägt das konduktive Förderzentrum „FortSchritt“ aus Niederpöcking die Personalverantwortung. Die künftigen Schüler freuen sich aufgeregt auf den neuen Lebensabschnitt. Sie werden weiterhin von der auf den ungarischen Neurologen und Hochschulprofessor Anreás Petö zurückgehende konduktive Förderung profitieren. Sichtlich bewegt dankte Stephan Schlatzer, Projekt-Initiator und Vater eines der neuen Schüler, allen Beteiligten für einen in Deutschland einzigartigen Modellversuch, der mit viel Verständnis füreinander sicher zum Nutzen aller gelingen wird.

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