amnesty erinnert an Erklärung der Menschenrechte

Die Menschenrechtsbewegung amnesty international erinnerte im Dezember 2008 an die Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1948. Noch immer bleibt viel zu tun. Stacheldrahtumwickelte Kerzen gaben der Feierstunde zum 60. Geburtstag der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ein eigentümliches Ambiente. Ein sinnbildlicher Kontrast, der das Schicksal politischer Gefangener auch in der Vorweihnachtszeit aus dem Schatten des Vergessens holen soll. So nutzte die Rosenheimer Ortsgruppe von amnesty international (ai) den Internationalen Jahrestag der Menschenrechte am 10. Dezember nicht nur für einen Rückblick auf bislang Erreichtes. Vielmehr standen auch die Fülle aktueller Herausforderungen im Zentrum der Betrachtung.

Krisenregionen wie der Kongo oder Somalia sind nur einige Länder, in denen Tag für Tag massiv gegen die Menschenrechte verstoßen wird. Hier werden die Mitglieder von amnesty international immer wieder aktiv: Prominente Fälle wie die geglückte Freilassung der Frauenrechtlerin Jenni Williams in Simbabwe zeigen, wie internationale Proteste erfolgreich Einfluss nehmen können. Die wiederholt inhaftierte Jenni Williams bestätigt in ihren Interviews, dass die zahllosen Protest-E-Mails, Faxe und Briefe an Machthaber, Botschaften sowie an die zuständige Staatsanwaltschaft zu ihrer Freilassung beigetragen haben. Im Gefängnis drohte ihr und ihren Mitstreiterinnen nicht nur der Freiheitsentzug – laut amnesty international sind politisch Inhaftierte in Simbabwe ständig in Gefahr, eingeschüchtert, drangsaliert, misshandelt und gefoltert zu werden.

Auch die Rosenheimer ai-Ortsgruppe hat sich während ihres 35jährigen Bestehens wiederholt für inhaftierte Menschenrechtsaktivisten im Ausland engagiert, zuletzt für einen Gefangen in Südkorea. In diesem Jahr stand anlässlich der Olympiade in Peking vor allem eine Kampagne für die Wahrung der Menschenrechte in China auf dem Programm. Dabei stieß man auf ein reges Interesse in der Bevölkerung. Trotz der positiven Resonanz ist der Bedarf an zusätzlichen aktiven Mitgliedern in Rosenheim groß. „Jeder kann seine Fähigkeiten bei uns einbringen“ betont Tilli Isemann, die zudem das offene, basisdemokratische und disziplinierte Vorgehen der Rosenheimer ai-Ortsgruppe lobt. Auch Gisela Jungmaier, die sich darum kümmert, dass dringliche Einzelschicksale in hiesigen Gottesdiensten vorgestellt werden, wünscht sich mehr Engagement der jungen Generation. Gerade für die vielen Eilaktionen, die übers Internet laufen, will amnesty international vermehrt junge Leute gewinnen.

„Die Menschenrechte sind auch nach 60 Jahren noch nicht überall angekommen“ mahnte Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, die unter den geladenen Gästen der Feierstunde auch Altbürgermeister Dr. Michael Stöcker sowie Stadtratsmitglieder begrüßen durfte. Ihren Dank an die ai-Ortsgruppe verknüpfte Bauer mit einem Appell zum Weitermachen. Es ist noch ein weiter Weg, bis die Menschenrechte in allen Nationen tatsächlich auch von allen beansprucht werden können.

INFO

60 Jahre Erklärung der Menschenrechte

Am 10. Dezember 1948 bekannten sich die Vereinten Nationen unter dem grauenhaften Eindruck des 2. Weltkrieges zur Gewährleistung, Förderung und Schutz der Menschenrechte eines jeden Einzelnen. Während einer Generalversammlung in Paris wurde die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von der Völkergemeinschaft genehmigt und verkündet. Das Anrecht auf umfassende Grundrechte und deren Achtung, hat seither vieles positiv verändert. Doch das gemeinsam angestrebte Ideal ist noch längst nicht erreicht: Das Verbot von Diskriminierung, Sklaverei und Folter gilt nicht in allen Ländern. Auch die Meinungs- und Informationsfreiheit, Religionsfreiheit sowie Versammlungsfreiheit ist nicht überall gewährleistet. Nicht allen Menschen wird das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren oder Asyl zuteil. Selbst das Recht auf Bildung, Wohlfahrt und soziale Sicherheit besteht in zahllosen Fällen nur auf dem Papier.

KOMMENTAR

Engagement leicht gemacht

In krisengeprägten Zeiten ist es ziemlich heilsam, sich seiner selbstverständlich gewordene Privilegien bewusst zu werden. Allen voran das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dies ist nicht allen Menschen möglich. Laut amnesty international muss man in rund 55 Ländern dieser Erde damit rechnen, dafür im Gefängnis zu landen. Zahlreiche politische Gefangene brauchen weltweit Unterstützung. Das kann eine Spende zur Finanzierung von Aufklärungskampagnen sein oder die Beteiligung an Eilaktionen zur Befreiung einzelner Gefangener. Der persönliche Aufwand ist dabei gering und unriskant: Ein Protest-Schreiben ist schnell geschrieben und kann in der Summe politischen Druck auf Machthaber ausüben. Die Ortsgruppen von amnesty international geben dazu gleich mehrere konkrete Anregungen.

Nach oben scrollen